Sascha Kolowrat und Alfred Neubauer
Das Cyclecar-Rennen bei Barcelona
Vier Tote, acht schwerverwundete
Wir haben gestern über das Cyclecar-Rennen bei Barcelona um die Armanque-Trophäe berichtet, an dem die beiden von Alexander Graf Kolowrat und von Alfred Neubauer gesteuerten Austro-Daimler-Sascha teilnahmen. Wir verzeichneten auch eine nach Wien gelangte Privatnachricht, wonach sich in der zweiten Runde ein Ungklücksfall ereignete. Wir erhalten nunmehr über das Rennen das folgende Privattelegramm:
Torragona (Spanien), 22. Mai, 7 Uhr abends. Zu dem Cyclecar-Rennen um die Armanque-Trophäe waren von 26 gennanten Wagen 18 gestartet. Im Verlauf des Rennens ereignete sich ein schwerer Unglücksfall, in dem einer der beiden gestarteten französischen Salmson-Wagen in die Menge hineinfuhr, wobei vier Menschen getötet und acht schwer verwundet wurden. Das Rennen wurde nach zwei Runden behördlich abgebrochen. Neubauer hatte die schnellste Runde gefahren und ohne Training den vorjährigen Rundenrekord geschlagen, wobei er einen Stundendurchschnitt von 80 Kilometer erreichte.
Die Austro-Daimler-Expedition, bestehend aus einem Sechszylinder und zwei Austro-Daimler-Sascha, war von Wien bis Genua per Achse gefahren und hätte sich in Genua zur Weiterfahrt nach Barcelona einschiffen sollen. Wegen einer Schiffshavarie mußten aber die Wagen, um rechtzeitig einzutreffen, den Landweg entlang des Meeres benützen, so daß die ganze Strecke
Wien - Barcelona auf eigenen Rädern zurückgelegt wurde. Auf der Fahrt herrschte ständig Regen. Aus dem Telegramm geht hervor, daß Neubauer nicht einmal mehr Zeit hatte, um durch eine Trainingsfahrt die Rennstrecke kennen zu lernen, sondern, daß sein Austro-Daimler- Sascha, förmlich in Reifetoilette in das Rennen gehen mußte. Um so anerkennenswerter ist die in dem Telegramm erwähnte Leistung, die leider durch den Umstand getrübt wird, daß durch den Salmson Wagen ein so schwerer Unglücksfall herbeigeführt wurde.
(Sport Tagblatt, 24. 5. 1922)

